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Fast täglich berichtet die Presse von verschiedenen partizipativ finanzierten Projekten: Fernsehproduktionen, Videospiele, NGOs, Windenergie, Medizintechnik-Unternehmen, biotechnologische Produkte, politische Kampagnen, Geflügelzucht und vor Kurzem die Errichtung eines Outdoor-Pools in der Themse in London…
Jeder findet seine Nische, sei es als „Mitwirkender“, der in das Ergebnis eines Projektes eingebunden ist und dafür entlohnt wird, oder als „Projektleiter“, der es finanziert und veröffentlicht, oder als „Plattform“, die für den Service, den Mitwirkenden und den Sponsor zusammengebracht zu haben, eine Provision erhält.
[Quelle: Les Echos/Massolution]
Kurz gesagt, partizipative Finanzierung oder Crowdfunding ist eine alternative Finanzierungsmethode, die vor ungefähr zehn Jahren in den Vereinigten Staaten entstanden ist und explosionsartig neues Interesse erfährt. Crowdfunding wächst schnell – jährlich um mehr als das Doppelte.
Der gesammelte Betrag ist von 6 Milliarden USD im Jahr 2013 auf 16,2 Milliarden USD im Jahr 2014 angestiegen; das entspricht einem Plus von 167 Prozent. Massolution, ein Forschungsunternehmen, das sich auf diesen Bereich spezialisiert hat, schätzt, dass diese Summe bis 2015 34,4 Milliarden USD erreichen könnten.[1] Manche, wie das Magazin „Forbes“, zögern nicht, ein Volumen von fast 1 Billion USD für das Jahr 2020 vorherzusagen![2]
Crowdfunding erlaubt die Finanzierung von neuen Projekten, neuen Unternehmen, Start-ups oder einfach Betriebskapital in Bereichen, in denen das traditionelle Bankwesen nur teilweise und unvollkommene Lösungen bereithält – oder gar keine zu bieten hat. Privatpersonen, die ein Projekt unterstützen wollen (und/oder ihre Ersparnisse investieren), verleihen ihrem Geld mit den Werten Mitgliedschaft, Nähe, Vertrauen und sogar Leidenschaft Bedeutung. So trifft Crowdfunding einen Nerv und spiegelt einen starken Trend in der Gesellschaft wider: gemeinschaftlichen, transparenten und flachen Konsum. Es speist sich aus dem außergewöhnlichen Einfluss und der Macht des Internets und sozialer Netzwerke. Sein Betriebsaufwand hält sich in Grenzen. Es ist einfach.
Ein Projekt wird auf einer „Master-Seite“, welche die für seine Bekanntmachung und Überwachung notwendigen Werkzeuge zur Verfügung stellt, entweder als Widget oder als Inserat geposted. Es wird durch Partnerseiten, Blogs und soziale Netzwerke unterstützt. Unter den veröffentlichten Informationen kann ein Video sein, eine Präsentation mit Fotos, ein zu erreichender Zielbetrag und eine Liste von Anreizen, welche je nach Höhe des Beitrags erreicht werden können (sowie auch mögliche Steuervorteile). Die gesammelten Beträge werden in einer elektronischen Geldbörse oder einem Konto eingereiht. Sobald der Stichtag und/oder die finanziellen Ziele erreicht sind, wird das Geld dem Projektleiter überwiesen. Wenn man sich jedoch für die Variante „All or Nothing“ („alles oder nichts“) entschieden hat, bekommt man das Geld nur, wenn das gesetzte Minimum erreicht wurde. Manche Plattformen bieten auch die Option „Keep it All“ („behalte alles“), die dem Projektmanager erlaubt, das Geld zu behalten, auch wenn das Ziel nicht erreicht wurde.
Die Wahl der Plattform hängt von verschiedenen Kriterien ab: unter anderem dem Standort, den zu sammelnden Beträgen und dem Zielmarkt, aber auch von der Art und Weise, wie die Projektleiter ihre Ziele erreichen wollen. Grundsätzlich gibt es vier Modelle: die Spende, die Spende mit Belohnung, die Darlehnsbeteiligung und die eigenkapitalbasierte Finanzierung.
Jedoch werfen Crowdfunding-Modelle, die hauptsächlich auf Darlehen oder Profitbeteiligung basieren, Fragen bezüglich der Erfüllung gesetzlicher Auflagen auf. In den meisten Ländern unterliegen Darlehen und öffentliche Angebote von Anlageinstrumenten strengen Kontrollen durch die Behörden. Sie sind häufig mit speziellen Auflagen verbunden und sind das Vorrecht von Banken und autorisierten Finanzinstituten. Öffentliche Angebote von Anlageinstrumenten, eine Kategorie, in die Crowdfunding-Projekte mit Profitbeteiligung fallen, unterliegen zum Beispiel relativ starken Auflagen. So müssen Genehmigungen der Regulierungsbehörde eingeholt werden und es muss ein Prospekt mit der detaillierten Ausführung des Vorhabens veröffentlicht werden. Diese Auflagen widersprechen den Kernprinzipien des Konzeptes des Crowdfunding: Flexibilität und Einfachheit.
Auf nationaler und internationaler Ebene sind amerikanische und europäische Gesetzgeber deshalb auf das Thema aufmerksam geworden. In den Vereinigten Staaten hat die SEC vor Kurzem neue Regeln erlassen, die Crowdfunding-Unternehmen entlasten sollen.
In Europa hat die Europäische Kommission 2013 eine öffentliche Konsultation über das Thema gestartet und 2014 das „European Crowdfunding Stakeholder Forum (ECSF)“ eingerichtet.[3]
Eine EU-weite Gesetzgebung steht jedoch vorläufig noch nicht auf der Tagesordnung. Einige Mitgliedstaaten haben deshalb unabhängig voneinander Schritte in diese Richtung gemacht. Daher scheint eine Vielfalt an Lösungen die Regel zu sein.[4] Mit einem Gesetz vom 1. Oktober 2014 band Frankreich sich an das Rahmenwerk von Plattformen, indem es neue Statuten für Anlagedienstleister und Berater für Kapitalbeteiligungen erließ. Frankreich ermöglicht außerdem, bis zu 1 Million Euro Kapital ohne Beschränkungen einzuwerben. Aber vor allem bricht der Staat das Monopol der Banken, indem jedem, unabhängig von Vermögen oder Einkommen, die Möglichkeit gegeben wird, an einer partizipativen Finanzierung teilzunehm.
Deutschland für seinen Teil fordert verpflichtende Informationen von den Projektleitern; Belgien hat die Schwelle, ab welcher ein Prospekt erforderlich ist von 100.000 auf 300.000 Euro angehoben und das Limit pro Person und Projekt von 300 auf 1.000 Euro. Großbritannien hingegen hat beschlossen, in Bezug auf Crowdfunding-Initativen relativ flexibel zu bleiben und im Frühling 2014 einen Schutz für nicht professionelle Investoren eingeführt. Der zugelassene Anteil an Profitbeteiligungen an nicht börsennotierten Unternehmen darf demnach im Portfolio 10 Prozent betragen.[5]
Während die einzelnen Länder noch versuchen, gesetzliche Rahmenbedingungen für diese Finanzierungsstrukturen zu definieren, vervielfachen sich die Initiativen, unabhängig davon, ob sie auf einem Modell – Spende, Darlehen, Gewinnbeteiligung – oder mehreren basieren.
Zu den anderen europäischen Plattformen zählen Crowdcube, Funding Circle, Seedrs in Großbritannien, Ulule, KissKissBankBank, Union Loans in Frankreich, Symbid und Gambitious in den Niederlanden, MyMicroInvest in Belgien, AuxMoney, Companisto und Innovestment in Deutschland, Derev in Italien und ein Neuankömmling, der sich momentan auf Luxemburg konzentriert: NUBS, gegründet 2014.
Nach dessen „Grass-roots“-Herkunft lässt sich nun eine schnelle Professionalisierung des Sektors erwarten.
Die Schlüsselfaktoren für den Erfolg derartiger Plattformen sind ohne Zweifel die Qualität ihrer Positionierung und ihrer Leistungen wie auch ihre Fähigkeit, ihre Abläufe zu industrialisieren und die Kosten zu reduzieren.
Sichere Zahlungen, die Qualität von Informationen, speziell zu den Risiken, die ein Mitwirkender bei Darlehen und Eigenkapitalanlagen trägt, Transparenz von Abrechnungsbedingungen und Maßnahmen zur Bekämpfung der Geldwäsche werden ebenfalls eine wichtige Rolle spielen. In einem Artikel, der im April 2015 im französischen Magazin „Le Nouvel Observateur“ erschienen ist, wird Crowdfunding als neues Mittel zur Finanzierung von Terrorismus identifiziert. Dieser Artikel bezieht sich auf die Schlussfolgerungen aus dem aktuellen Bericht des französischen Senats,[6] der vor dem „Risiko warnt, terroristische Aktivitäten durch Crowdfunding zu finanzieren“. In dieser Hinsicht müssen drei goldene Regeln beachtet werden: den Kunden kennen und volle Rückverfolgung des Finanzflusses sowie volle Kontrolle über die Mittelzuteilung sicherstellen.[7]
Von Beginn an betrachteten Banken Crowdfunding mit einer gewissen Herablassung. Selbst heute noch wollen wenige Banken eine Achse der strategischen Entwicklung in diesem Trend sehen, aber ändert sich die Einstellung?
Im Laufe des vergangenen Jahres haben wir erstmals Veränderungen in ihrem Verhalten bemerkt. Obwohl bisher erst wenige Banken diesen Schritt gewagt haben, haben manche bereits Partnerschaften mit Crowdfunding-Unternehmen aufgebaut, und mehr und mehr Banken beginnen, das Phänomen mit Interesse zu betrachten.
Aber Banken sind nicht gegen Schwierigkeiten gefeit. Sie müssten sich mit Folgendem auseinandersetzen:
In jedem Fall können Banken die partizipative Finanzierung nicht länger ignorieren. Obwohl es scheint, dass Crowdfunding zumindest in naher Zukunft weiterhin keinen wesentlichen Teil der Finanzierung in der Wirtschaft ausmachen wird, sollte dessen rasante Entwicklung (vor allem bei Kreditgeschäften) Grund zur Besorgnis geben und alle zwingen, auf die eine oder andere Art und Weise zu reagieren, indem sie sich nicht dagegenstellen, sondern indem sie sich, wie Guitry sagen würde, „gegen alles“ stellen!
Jene, die sorgfältig eine bedeutende partizipative finanzielle Aktivität entwickeln, werden die Möglichkeit bekommen:
Banken haben heute die Möglichkeit, ihre Managementpraktiken in Anbetracht der jüngeren Generation von voll eingebundenen „Digital Natives“ zu überdenken. Sie haben die große Chance, die digitale Welt zu erobern; aber auch, ihre Innovationsfähigkeiten zu verstärken und, kurz gesagt, Kundenbeziehungen neu zu erfinden.
An der Schnittstelle von Finanzwesen, Bankenregulierung, Strategieberatung und Technologie kann Reply diesbezüglich helfen. Durch eine Partnerschaft mit MIPISE bietet das Unternehmen sichere und benutzerfreundliche Lösungen im Bereich Crowdfunding.
[1] Massolution, 2015CF - Crowdfunding Industry Report - www.crowdsourcing.org/editorial/global-crowdfunding-market-to-reach-344b-in-2015-predicts-massolutions-2015cf-industry-report/45376
[2] www.forbes.com/sites/groupthink/2012/12/31/2013-whats-in-store-for-crowdfunding-and-angel-investors
[3] http://ec.europa.eu/finance/general-policy/crowdfunding/index_en.htm
[4] ECN Review of Crowdfunding Regulation 2014, Dezember 2014, http://www.eurocrowd.org/2014/12/ecn-review-crowdfunding-regulation-2014/
[5] "FCA Outlines crowdfunding rules" Financial Times, 6. März 2014.
[6] Finanzierung der Terrororganisation Islamischer Staat im Irak und der Levante (ISIL), Financial Action Task Force, Februar 2015 http://www.fatf-gafi.org/topics/methodsandtrends/documents/financing-of-terrorist-organisation-isil.html
[7] Der Kanon der Schönheit einer Crowdfunding-Plattform – Fragen, die gestellt werden müssen (Quelle: MIPISE)
1. Existiert eine strenge Trennung der Konten von Mitwirkendem, Projektleiter und Plattform? Besteht das Risiko einer Verwechslung der verschiedenen Crowdfunding-Konten eines Nutzers?2. Wenn in einer „All or Nothing“-Kampagne spezifiziert wird, dass die gesammelten Beträge nicht auf das Konto des Projektleiters überwiesen werden, bis die Bedingungen des Erfolges der Kampagne erfüllt sind, wie wird garantiert, dass dieses Prinzip respektiert wird?3. Gibt es einen „Audit Trail“, mit anderen Worten, können alle Transaktionen in einem Konto schnell und zuverlässig zurückverfolgt werden?4. Kann eine Kampagne blockiert werden, wenn sie einmal läuft?5. Haben die Plattform und die entsprechende Zahlungseinrichtung spezielle Regeln, um Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung zu bekämpfen, und werden diese erfolgreich angewandt?6. Hat die Plattform eine Satzung und Regeln bezüglich Ethik?7. Hat die Plattform eine Satzung und Regeln für eine interne Prüfung?https://www.mipise.com/fr/blog/financement-terrorisme-crowdfunding-3-regles-d-or.htm