Lassen wir mal das Marketing und den Hype um die Cloud so weit wie möglich außen vor: Was bleibt dann von der Cloud? Als großer Bewunderer von Antoine de Saint Exupéry hat mich ein Satz am meisten beeindruckt: „Jede Entwicklung geht vom Primitiven über das Komplizierte zum Einfachen.“ Das passt immer, überall, evolutionär, technologisch. Selbst im Privatleben findet dieser Satz seine direkte und stetige Anwendung. Was hat das mit Cloud Computing zu tun, und was bringt es Ihnen? Ganz einfach: Die Cloud ist nicht mehr und nicht weniger als eine ganz natürliche nächste evolutionäre Entwicklungsstufe in der IT. Und das mit gutem Grund.
Nehmen wir den Bereich IT-Kosten: Kunden wollen keine Vorab-Lizenzgebühren mehr bezahlen, sondern nur so viel, wie sie die Technologie auch einsetzen. Dies ist nicht nur ein Phänomen der IT-Branche. Schauen Sie sich die Automobilbranche an: Immer weniger Menschen wollen sich Autos kaufen. Sie werden geleast oder neuerdings nur noch genutzt, wenn sie wirklich gebraucht werden – Car-Sharing. Auch kauft sich heute kaum noch jemand Platten oder CDs. Man lädt sich die Songs via Internet oder – noch moderner – streamt sie.
Praktisch überall gilt aus Anwendersicht: Die Technologie soll einfach sein. Doch gleichzeitig legt die Komplexität stetig zu, und das wird sich nicht ändern. Damit lässt sich die Entwicklungsarbeit fast aller Anbieter von modernen Produkten im Moment auf eine entscheidende Frage reduzieren: Wie kann ich dem Nutzer immer komplexer werdende Technologie so einfach wie möglich darreichen? Die Antwort: Hersteller müssen immer mehr Aufwand in den „Unterbau“ ihrer Anwendungen legen. Sie müssen sich darauf konzentrieren, was wirklich wichtig, was wirklich relevant ist.
In IT-Fragen müssen in vielen Unternehmen die CIOs diese Gleichung lösen. Der einfachste Weg, um das IT-Budget zu schonen und die IT-Landschaft transparent und konsistent zu halten, ist sie zu standardisieren. Das führt aber in den Fachbereichen meist zu einem großen Aufschrei: Individualisierung ist dort das weiter bestehende Mantra. Unvereinbar? Nicht, wenn Cloud-Technologie konsequent und richtig angewandt wird.
Schauen Sie als Analogie auf Ihr Smartphone: Handelt es sich dabei um ein hochstandardisiertes Industrieprodukt, ein „Commodity“-Produkt, welches millionenfach weltweit genauso verkauft wird, wie Sie es seinerzeit erhalten haben? Die Antwort lautet „ja“. Ist es aber im gleichen Moment auch ein hochindividualisiertes Werkzeug, welches dank der sprichwörtlich einzigartigen Konfiguration durch verschiedene Apps genau Ihren ganz persönlichen Anforderungen entspricht? Die Antwort lautet auch hier „ja“. Anspruchsvolle, komplexe Technologie ist für den Anwender sowohl einfach nutzbar als auch hochgradig individualisierbar geworden.
Eben diese Entwicklung spiegelt sich in der IT-Welt durch die Entwicklung und Verbreitung von Cloud-Anwendungen wider. Wie stellt sich das bei Unternehmens-Anwendungen dar? Dazu hilft es zu verstehen, wie große Anwendungsentwickler wie zum Beispiel SAP heute vorgehen. Eine wichtige Direktive für die Anwendungsentwickler lautet dort „Mobile First“, was bedeutet, dass Anwendungen primär für Mobilgeräte wie Smartphones oder Tablets entwickelt werden. Primär heißt aber bei weitem nicht ausschließlich, sondern bedeutet, dass die entsprechenden Anwendungen auf dem Mobilgerät auch nutzbar sein müssen.
Das klingt vielleicht nicht wahnsinnig revolutionär, ist aber ein massiver Paradigmenwechsel, da die Bedienoberfläche meist sehr viel kleiner ist und idealerweise mit den Fingern und ohne großartige Texteingaben bedient werden können muss. Diese Handhabbarkeit aber auf anspruchsvolle Unternehmensanwendungen zu übertragen, ist für die Entwicklungsabteilungen eine Riesenherausforderung. Es führt dazu, dass die Entwickler bei SAP & Co. anders denken müssen.
Für ihre Kunden hat das schöne Folgen: Sie können alle relevanten Informationen schneller, einfacher und auch mobil erhalten, nutzen und editieren. Eine gute grafische Darstellung hilft außerdem, Informationen schneller zu erfassen. Zudem führt diese Art der sprichwörtlichen Informationsverarbeitung dazu, dass sie ohne weitere aufwändige IT-Infrastruktur auskommt. Das macht sie deutlich skalierbarer, was vor allem den CFO erfreut.
Wenn eine Unternehmensführung die Erwartungshaltung an die neue Cloud-Lösung also richtig setzt und sie korrekt einführt, können dem Unternehmen daraus erhebliche Vorteile in Bezug auf Flexibilität und Planbarkeit der IT-Kosten entstehen – und nicht zuletzt auch Mitarbeiter, die die neuen Anwendungen deutliche motivierter nutzen als die alten.
Betrachten wir also Cloud Computing als das, was es ist: Eine natürliche nächste Evolutionsstufe auf dem Weg vom Primitiven über das Komplizierte hin zum Einfachen. Oder wie Antoine de Saint Exupéry gesagt hat: „Gib mir nicht, was ich mir wünsche, sondern was ich brauche.“