Der US-Psychologe Anders Ericsson ist der Erfinder der sogenannten 10.000 Stunden-Regel: So viel Zeit muss man – Talent vorausgesetzt – in etwa aufwenden, um in einer Disziplin zur Weltspitze zu gehören – sei es beim Tennis, beim Violine spielen oder anderen Aktivitäten. Bis vor wenigen Jahren galt dies auch für Wirtschaftsunternehmen: Das Talent ist der Erfindergeist, und wenn Du Weltmarktführer sein willst, dann sei fleißig und perfektioniere, was Du anzubieten hast.
Heute gilt das nicht mehr. Oder wer will behaupten, dass ein Unternehmen wie What‘s App mit 55 Mitarbeitern vor allem deshalb einen Verkaufspreis von 18 Milliarden Dollar erzielen konnte, weil es mit seinen Mitarbeitern lange und beharrlich an der Perfektionierung einer Dienstleistung gefeilt hat. „Na ja“, werden Sie einwenden, „dies ist ein Extrembeispiel“ und „Facebook wollte sich lediglich einen Wettbewerber einverleiben, bevor dieser das eigene Geschäftsmodell bedroht.“ Dieser Einwand ist zugleich richtig und falsch. Ja, es ist ein Extrembeispiel, aber nein, es ist und bleibt nicht einmalig.
Die Digitalisierung unserer Gesellschaft und der Geschäftsmodelle wird mehr und mehr dazu führen, dass „schneller“ wichtiger denn je sein wird. SAP-Gründer Hasso Plattner hat das auf den Punkt gebracht: „Eine einzige Innovationswelle zu verpassen kann für uns schon bedeuten, dass wir aus dem Markt sind.“ Eine moderne Form des Darwinismus also: Nicht die stärkste oder intelligenteste Spezies überlebt, sondern diejenige, die am anpassungsfähigsten ist.
Wir Deutschen müssen in dieser neuen Welt einen Balanceakt meistern: Unser Deutscher Perfektionismus macht uns erfolgreich, German Engineering ist populär. Dennoch werden wir in Zukunft häufiger sagen müssen, dass eine „gute“ Lösung besser ist als eine perfekte, sofern sie schneller ist. Denn wenn wir erst lange Evaluierungsphasen und Einführungszeiten in Kauf nehmen – insbesondere für IT-Projekte –, drohen sich die entsprechenden Anforderungen bis zur Markteinführung wieder geändert zu haben. Die Gleichung ist simpel: Eine 80-prozentige Lösung, die schnell umgesetzt werden kann und Ergebnisse bringt, ist besser als eine vermeintlich 100-prozentige, die zum Zeitpunkt der Einführung nur noch 60 Prozent der dann aktuellen Anforderungen entspricht.
Vor diesem Hintergrund verstehen Sie sicher, warum Cloud Computing in der IT so wichtig ist – und noch wichtiger werden wird: Cloud-Lösungen zeichnen sich nicht in erster Linie durch ihre Architektur, ihr Betriebs- oder Bezahlmodell aus, sondern Cloud-Technologie bedeutet: Schnelle, gute, vor allem aber jederzeit leicht anpassungsfähige Technologie, die zu schnellen, skalierbaren Ergebnissen führt.
Stellen Sie sich einfach darauf ein: Mit keiner Technologie werden Sie sich schneller auf veränderte Gegebenheiten einstellen können als mit durchdachten Cloud-Lösungen. Über ganze Infrastrukturen können Sie in der Cloud schnell und flexibel verfügen, neue Anwendungen aufsetzen, anpassen und wenn nötig auch schnell wieder loswerden.
Daran empfehle ich Ihnen zu denken, wenn das nächste große IT-Projekt ansteht: Was soll erreicht werden? Was ist wesentlich? Portionieren Sie den großen IT-Elefanten in kleinere Häppchen, aber lassen Sie die Dinge schnell umsetzen. In 10.000 Stunden kann sich viel verändern. Am Geschäftserfolg und Ihrer Wettbewerbsfähigkeit werden Sie das Ergebnis ablesen können.